Wenn das linke Gewissen unter Beschuss gerät – Was Buffalo uns über die Zukunft der Demokratie lehrt


Ich sah es kommen.

Heute lese ich einen Artikel aus den USA – und es bestätigt sich, was sich schon seit Jahren abzeichnet.


In Buffalo, einer Stadt mit stolzer Gewerkschaftstradition, stehen Hotelangestellte vor erheblichen Herausforderungen bei der gewerkschaftlichen Organisation.

Besonders im Hyatt Regency Buffalo berichten Mitarbeitende von Einschüchterung, Überwachung und ungerechter Behandlung durch das Management.

Diese Maßnahmen sind keine Zufälle – sie werden als gezielte Versuche gewertet, gewerkschaftliche Bestrebungen zu unterdrücken.


Ein besonders aufschlussreicher Aspekt: Der Eigentümer des bekannten Restaurants Elmwood Taco and Subs (ETS) ist eng verwandt mit einem demokratischen Lokalpolitiker.

Obwohl dieser Politiker öffentlich gewerkschaftsfreundlich auftritt, wird sein familiäres Umfeld direkt mit gewerkschaftsfeindlichen Aktivitäten in Verbindung gebracht.

Die Folge: Zweifel an der Glaubwürdigkeit, Misstrauen gegenüber jenen, die eigentlich die Stimme der Arbeitnehmer sein sollten.


Die Konsequenzen sind weitreichend:

Die US-Arbeitsbehörde NLRB hat zahlreiche Verstöße festgestellt und rechtliche Schritte eingeleitet.

Das öffentliche Ansehen der Unternehmen und der involvierten Politiker leidet.

Gleichzeitig kann solche offenkundige Repression als Katalysator für verstärkte gewerkschaftliche Aktivitäten wirken.


Aber Buffalo ist nicht nur ein lokales Problem. Es ist ein Symbol für eine tiefere, gefährliche Entwicklung.


Was wir in Buffalo sehen, ist der Beweis:

Teile der Demokraten haben inzwischen so viel Angst vor rechter Stimmungsmache oder wirtschaftlichem Druck, dass sie sich nicht mehr offen und konsequent für Gewerkschaften einsetzen.


Manche kuschen regelrecht, andere verstecken sich hinter Phrasen wie:

„Wir müssen die Wirtschaft stärken!“

Was in der Praxis leider oft heißt:

Rechte der Arbeiter opfern, damit die Unternehmen ruhig bleiben.


Woran liegt das?


Erstens an der Drohkulisse:

Die Republikaner, besonders unter Trump 2.0, betreiben eine aggressive Anti-Gewerkschafts-Propaganda.

Gewerkschaften werden als „sozialistisch“, „korrupt“ und „wirtschaftsfeindlich“ diffamiert.

Wer öffentlich für Arbeiterrechte eintritt, läuft Gefahr, als „Feind der freien Wirtschaft“ abgestempelt zu werden.


Zweitens an Spendengeldern:

Selbst Demokraten sind oft auf Großspender angewiesen.

Und große Hotelketten, Immobilienentwickler oder Restaurantbesitzer sind in der Regel keine Freunde gewerkschaftlicher Organisation.


Drittens an der Image-Angst:

In konservativeren Regionen fürchten viele Demokraten, als „zu links“ zu gelten – und somit Wähler zu verlieren.


Das Ergebnis:

Heuchelei. Halbherzigkeit. Schweigen.

Und während die Rechten weiter Druck machen, kneifen die eigentlich progressiven Kräfte.


Was bedeutet das gesellschaftlich?

Wenn selbst in traditionell gewerkschaftsfreundlichen Regionen die Arbeitervertreter hängen gelassen werden, wird die gesamte Arbeiterbewegung geschwächt.

Löhne stagnieren. Arbeitsbedingungen verschlechtern sich. Rechte werden abgebaut.

Das Vertrauen der Menschen in die Politik bröckelt – und genau das nutzen rechte Kräfte, um mit populistischen Parolen Wähler einzufangen.

„Wir hören Euch wenigstens!“ heißt es dann.

Ein perfides, aber leider wirksames Spiel.


Und wer glaubt, das wäre ein rein amerikanisches Phänomen, der irrt sich gewaltig.


Project 2025 – Trumps Masterplan zur autoritären Umgestaltung Amerikas – dient auch in Europa als heimlicher Lehrmeister.

Die Programme von FPÖ und AfD zeigen bereits deutlich:

Gewerkschaften werden attackiert, Sozialpartnerschaft als “verkrustet” und “überreguliert” verspottet, Arbeitnehmerrechte als “Wirtschaftsbremse” denunziert.

Was heute in Buffalo passiert, könnte morgen schon Alltag in Wien, Berlin oder Rom sein.


Ein aktuelles Beispiel aus Europa: Red Bull.

Ein Weltkonzern, in dem es bis heute keine Betriebsräte gibt – weil die Führung jede Initiative dazu erstickt hat.

Kultur? Konservativ, leistungszentriert, gewerkschaftsfeindlich.

Das ist genau jene Unternehmenswelt, die auch rechte Parteien hofieren: Unternehmen ohne lästige Mitbestimmung, Arbeitnehmer ohne Stimme.


Und genau deshalb braucht es heute mehr denn je starke Gewerkschaften.


Sie sind nicht einfach Interessensvertretungen – sie sind das linke Gewissen der Demokratie.

Wo Gewerkschaften unter Druck geraten, stirbt die Demokratie leise mit.


Mein Appell:

Wach auf, bevor es zu spät ist.

Organisiere Dich. Unterstütze Gewerkschaften. Setze Dich für das Streikrecht ein.

Denn eines ist klar:

Wo rechte Kräfte regieren, wird der Angriff auf die Rechte der Arbeitnehmer nicht lange auf sich warten lassen.

Und dann?

Dann wird es verdammt schwer, verlorene Freiheit wieder zurückzuholen.


https://truthout.org/articles/buffalo-is-a-union-town-but-for-hotel-workers-union-busting-runs-rampant/


Foto:  Hyatt workers announcing their union drive at a press conference outside the Hyatt Regency Buffalo on October 9, 2024.



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