Trump – der Puppenspieler von Amerika
Oder: Wie der Elefant ins weiße Puppenhaus einzog und dort die Glaskugel zerschlug
Es war einmal ein Land, das sich für das Größte hielt – solange man nicht nachfragte, worin genau. Dort regierte ein Mann, der beim Memory gegen eine Zimmerpflanze unterlag, aber trotzdem davon überzeugt war, Schach mit der Welt zu spielen. Seine neueste Eingebung? Strafzölle gegen China, verteidigt mit dem pädagogisch-wirtschaftspolitischen Erguss, dass „zwei Puppen für Mädchen reichen“ und „kein Kind 250 Buntstifte braucht“.
Was auf den ersten Blick klingt wie die pädagogische Notiz eines schlecht gelaunten Kindergärtners nach dem dritten Espresso zu viel, ist in Wahrheit ein Leitfaden für Trumps Wirtschaftspolitik: weniger Spielzeug, weniger Farben, mehr Großmachtgehabe.
Und wie reagieren seine republikanischen Lautsprecher? Sie übernehmen die steile These mit einer Inbrunst, die jeden Hochofen neidisch macht. Die linken Reichen, so klagen sie, seien nur deshalb empört, weil ihre Kinder halt nur zwei hochwertige Barbie-Puppen im Regal hätten – aus Italien, mit echtem Haar und biodegenerativem Couturekleid.
Als ob Barbie nicht seit 1956 in China gefertigt würde, flüstert die Realität müde aus der Ecke.
Und während die Elite ihren Nachwuchs mit fair gehandeltem Edelspielzeug päppelt, sitzen in den Kinderzimmern der Arbeiterklasse Dutzende Ein-Dollar-Puppen – zerbrechlich wie die soziale Sicherheit, aus China, klar, nach zehn Minuten armlos, nach zwanzig kopflos. Kein Wunder also, dass man dort zehn braucht, damit überhaupt eine durchhält.
Die Pointe? Dass genau diese Menschen Trumps Puppenlogik beklatschen, während er ihnen mit dem gleichen Schwung die wirtschaftliche Grundlage wegzöllt.
Denn was auch immer der Puppenspieler befiehlt – seine Jünger gehorchen. Wenn der Mann mit dem orangenen Heiligenschein sagt: „Springt von der Brücke, es ist gut für Amerika!“, dann springt der MAGA-Tross im Chor. Nicht einer fragt, wie tief das Wasser ist. Und wenn man in der Luft noch rufen kann: „Es fühlt sich an wie Freiheit!“, dann war’s die Mühe offenbar wert.
Genauso wie damals, als er nahelegte, man möge sich doch vielleicht Desinfektionsmittel injizieren gegen das böse China-Virus. Und tatsächlich haben es einige versucht – mit tödlichem Ernst und tödlichem Ausgang.
Es ist der Zynismus eines Mannes, der vermutlich glaubt, „inflationär“ sei eine neue Pokémon-Entwicklung. Die Börse taumelt wie ein betagter Boxer auf Valium, doch Trump lächelt und sagt, alles sei in Ordnung – man müsse nur aufhören hinzusehen.
„Amerika zuerst“, tönt es aus dem weißen Puppenhaus, das längst mehr Kulisse als Kanzlei ist. Der orange Elefant sitzt mitten in der Porzellanstube und schmeißt mit kindlicher Begeisterung mit Zöllen, Verboten und Halbwahrheiten, während seine Anhänger ihm applaudieren, als sei das Ganze ein Hochamt des gesunden Menschenverstands.
Derweil fragt sich die arbeitende Bevölkerung, warum der Wocheneinkauf plötzlich mehr kostet als ein Wochenendtrip nach Florida inklusive Freizeitparkbesuch für die ganze Familie.
Doch was kümmert das den Puppenspieler? Die Bühne gehört ihm, das Publikum johlt, und die Puppen tanzen – solange die Fäden noch halten. Und wenn das Theater brennt, nennt er es vermutlich patriotisches Feuerwerk.
Denn so lange Kinder glauben, dass zwei Puppen genügen, weil der Präsident das sagt, und nicht weil sie sich keine dritte leisten können, kann der Mann weiterregieren – wie ein Clown, der seinen eigenen Zirkus anzündet, um sich am Applaus der Flammen zu wärmen.
Und wenn wir uns nicht wehren, heißt es bald nicht mehr „Land of the Free“, sondern „Land of the Few and the Filtered – now in Orange“.
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Text: Franz Grolig – der Waldfranz
Bild: ChatGPT
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