Trump züngelt an der Demokratie: Autokrat spielt Ausbürgerer
Rosie O’Donnell hat Donald Trump seit Jahren nicht geschont. Doch was jetzt geschah, ist ein neuer Tiefpunkt: Weil sie ihn in einem Interview als „kriminellen Hochstapler“ und „seelenlosen alten Mann mit Demenz“ bezeichnete, will Trump ihr öffentlich die US-Staatsbürgerschaft aberkennen – obwohl sie gebürtige Amerikanerin ist.
Der Vorwurf: Sie sei eine „Bedrohung für die Menschheit“ und solle in Irland bleiben, wo sie seit einigen Monaten mit ihrem Sohn lebt. Grund des Umzugs: das politische Klima unter Trump. Ihre Kritik: seine Politik sei mitschuldig an Katastrophen wie den Flutopfern in Texas. Ihre Mahnung: Trump sei eine Gefahr für Kinder, für Frauen, für Minderheiten.
Trumps Reaktion? Der Impuls eines Mannes, der Macht als persönliche Waffe begreift. Der Meinungsfreiheit nicht als Fundament, sondern als Angriff versteht. Der Bürgerrechte mit Loyalitätsprogrammen verwechselt. Seine Drohung ist verfassungswidrig – aber sie ist nicht belanglos. Denn sie zeigt, wie gefährlich es wird, wenn ein Autokrat glaubt, er sei der Staat.
Was daran kritisch ist
Trump testet Grenzen. Erst bei Migrantenkindern, dann bei Wahlen, jetzt bei Bürgerrechten. Sein Weltbild folgt dem Prinzip: Wer widerspricht, gehört nicht mehr dazu. Heute trifft es eine prominente Schauspielerin. Morgen einen Journalisten. Übermorgen dich.
Und genau das macht den Fall so alarmierend. Denn hinter der Groteske steckt System: Wer Kritik äußert, wird diffamiert. Wer unbequem ist, wird als gefährlich markiert. Und wer keine Stimme mehr hat, verschwindet aus dem Diskurs.
Die Demokratie wird nicht in einem großen Knall zerstört – sie wird in tausend kleinen Erniedrigungen zerlegt. In jedem Versuch, eine Stimme zu unterdrücken, steckt die Lust an der Macht über andere. Trump zeigt das offen. Und genau deshalb ist er so gefährlich.
Auch wir sind nicht gefeit
Solche Denkmuster gibt es längst auch bei uns. Wenn Rechte von “echten Österreichern” sprechen. Wenn Journalistinnen eingeschüchtert, NGOs diffamiert, Künstler abgewertet werden. Wenn Identität wichtiger wird als Haltung, und Anpassung mehr zählt als Kritik.
Demokratie heißt Widerspruch aushalten. Pressefreiheit. Vielfalt der Stimmen. Und das Recht,
auch unbequem zu sein. Wer das nicht erträgt, will keine Republik – der will Herrschaft.
Deshalb mein Appell: Bleibt wachsam. Bleibt laut. Hört nie auf, eure Stimme zu erheben. Denn wer heute schweigt, wenn andere mundtot gemacht werden, wacht morgen in einem Land auf, in dem Schweigen Pflicht ist.
Bild-Quelle: © Win McNamee/Getty Images and Michael Tran / AFP via Getty Images
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